MemScreen – An Art-Based Archive of Translation and Narration

Projektnummer: AR 96 Programm zur Entwicklung und Erschließung der Künste (PEEK)
ProjektleiterIn: Friedemann DERSCHMIDT
Kuratoriumssitzung: 29.11.2010

Abstract: MemScreen – An Art-Based Archive of Translation and Narration

MemScreen entwickelt neue künstlerische Methoden zur Darstellung von Erinnerungs-Erzählungen die mit der komplexen historisch gewachsenen Verknüpfung von Österreich und Israel und dem Holocaust verbunden sind. MemScreen fragt dabei, wie Kunstproduktionen vom Israelischen in den Österreichischen Kontext übersetzt werden können und vice versa. Dabei berührt MemScreen eines der zentralen Probleme des (künstlerischen) Kuratierens – das der Kontextualisierung.
Wir entwickeln darauf aufbauend künstlerische Strategien für eine Darstellung von Holocaust bezogenen Erinnerungen, die sich der Undarstellbarkeit bewußt sind. In unserem gesamten Herangehen spielt der Umgang der Betrachtenden und Zuhörenden mit den dieses Themenfeld betreffenden künstlerischen Produktionen eine zentrale Rolle. Dies Art und Weise wie sich die Öffentlichkeit sogenannte Erinnerungskunst aneignet soll in MemScreen auch erforscht und möglicher Weise durch neue künstlerische Vorschläge in diesem Bereich auch verändert werden.
MemScreen ist ein transnationales Projekt zwischen Israel und Österreich. Es ist am Forschungslabor “Film und Fernsehen” an der Akademie der bildenden Künste in Wien sowie an Israelischen Partnerorganisationen (Digital Art Center Holon, Bezalel Academy of Arts and Design, Jerusalem, etc.) angesiedelt. Getragen wird es von einer Gruppe österreichischer und israelischer Künstler_innen und Kunst basierter Forscher_innen: Tal Adler, Attila Kosa, ritesinstitute (Friedemann Derschmidt und Karin Schneider) sowie Illana Schmueli, eine aus Czernowitz stammende in Israel seit 1944 lebende Schriftstellerin.
MemScreen setzt seine künstlerische Forschung zur Übersetzung von Erinnerungserzählungen zwischen Israel und Österreich auf der langjährigen intensiven Arbeit von Tal Adler und dem ritesinstitute in diesem Feld auf. MemScreen versteht sich als Archiv das nicht nur als fixe Datenbank, sondern als digitale Lern- und Vernetzungsplattform funktioniert.
Alle in MemScreeen produzierten Daten, Methoden, Ergebnisse werden in das Archiv eingespeist und je nach Veränderung der Forschungsfragen neu zugeordnet. Die Forschungsfragen entstehen aus der jeweiligen konkreten künstlerischen Praxis und den Erfahrungen mit den Publikumsreaktionen.
Die künstlerisch – kuratorische Forschung von MemScreen wird von einem international aufgestellten, interdisziplinären Board begleitet. Mit diesem werden interne workshop für des researcher – team und eingeladene Künstler_innen sowie öffentliche Veranstaltungen durchgeführt. Forschungsergebnisse wie Möglichkeit zur Generierung neuen Datenmaterials sind Ausstellungen und Videoproduktionen. Alle Präsentationen und Veranstaltungsformate finden in den jeweiligen Partnerorganisationen sowohl in Israel als auch in Österreich statt und bieten daher eine hervorragende Grundlage zur Etablierung einer Plattform kunstbasierter Forschung in diesem Bereich in den jeweiligen Kunstinstitutionen.

Abstract Schlussbericht:

Das Ziel von MemScreen die Entwicklung neuer künstlerischer Methoden um mit Erinnerungserzählungen umzugehen, die auf die komplexen Verzahnungen zwischen Israel und Österreich verweisen. Ausgehend von einem „open call“ lud das Projektteam künstlerisch Forschende die sich mit den Fragen der Konstruktion von Geschichte und ihrer Übersetzung beschäftigen, in den jeweils anderen Kontext ein. In Wien organisierte das Projektteam guided tours für die Gäste aus Israel (Gedenkstätte Mauthausen, Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes, Denkmäler im öffentlichen Raum, Museen) um ihnen die Möglichkeit zu eröffnen, ein tieferes Verständnis dafür zu bekommen, auf welche Weise der österreichische Kontext geschichtlich aufgeladen ist und wie damit umgegangen wird. Parallel dazu fanden Vorträge und Präsentationen vor allem an der Akademie der bildenden Künste in Wien statt und zusätzliche KünstlerInnen aus der engeren Auswahlliste wurden in die (Projekt-) Konferenz “Doing Memory”, (Juni 2013) einbezogen.
Die Beschäftigung mit Fragen von Kontextualisierung und Übersetzung bildeten den Rahmen für die kunstbasierte Forschung von Friedemann Derschmidt, Tal Adler, Karin Schneider, Ilana Shmueli und Attila Kosa. Friedemann Derschmidt entwickelte gemeinsam mit Ilana Shmueli (von ihr stammt die konkrete Erinnerungserzählung), Karin Schneider (Interviews und Filmskript) und Attila Kosa (Data Management) neue künstlerische Methoden zu einer Erschließung von Erinnerungen einer Holocaust Überlebenden. Das Projekt leistet einen Beitrag zur Debatte um oral history und der Frage was es bedeutet, wenn eine vage Erinnerung im Prozess des Erzählens eine Gestalt bekommt. Friedemann und sein Team konnten damit zeigen, dass der Vorgang der Produktion von Erinnerung einen künstlerischen Prozess beschreibt (vergl. seinen auf dem Filmfestival Diagonale ausgezeichneten Film: “Phantom der Erinnerung”). Tal Adler (Recherche mit Karin Schneider) entwickelte neue photographische Methoden der Untersuchung von blinden Flecken bei der Repräsentation von Geschichte in der Österreichischen Landschaft. Mit der Platz ierung einer Wasserwaage im Vordergrund des Fotos erzeugte er ein Symbol für die Konstruktion von Geschichte, Erinnerung und dessen, was wir als Landschaft begreifen. Karin Schneider stellte ein „open Archive“ zur Verfügung um die Recherche hinter den Bildern zugänglich zu machen. In diesem Kontext entwickelte das Team eine konkrete kuratorische Methode einer produktiven Spannung zwischen Text und Bild. Es konnte gezeigt werden, wie Bilder als verdichtete Forschung eingesetzt werden können, um Prozesse der Auseinandersetzung auszulösen.

English: see the final review by the FWF reviewers here

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