Conserved Memory

Abstrakt:

Das Projekt “Conserved Memory” analysiert verschiedene Prozesse der Erinnerungspolitik von verschiedenen
Erfahrungshintergründen aus. “Conserved Memory” baut auf den Forschungsergebnissen des Projektes MemScreen auf, das im Rahmen des PEEK Programmes 2011-2013 durchgeführt wird. Wir verstehen Österreich als ein gutes Beispiel dafür, wie Erinnerungspolitik im Entstehen begriffen ist. Wir schlagen dabei vor, diesen Prozess als einen des Geschichtenerzählens und Bilderproduzierens zu begreifen. In diesem Prozess ist die Frage “wer spricht” und “wer hört dabei zu” – welche Geschichte wird als gültige verhandelt – grundlegend.
In unserem Ansatz geht es uns weniger darum, in die Tiefe historischer Geschehnisse zu graben als zu verstehen, wie diese “Grabungen” sich zeigen und wie die Vergangenheit die Gegenwart konfiguriert. Unsere generelle Frage ist: Wie formt die österreichische Geschichte die Gegenwart? Dies führt uns zu der Metafrage der Bedingung von Vergangenheit und Gegenwart und danach, wie diese funktioniert.
Wir wollen dabei zeigen und untersuchen wie und ob Kunst die Potenziale hat, mit diesem Gap zwischen Vergangenheit und Gegenwart umzugehen. Insofern werden in diesem Projekt künstlerische Methoden entwickelt, das Persönliche mit dem Politisch-Kollektiven zu verbinden und die “Österreichische Traumafabrik” zu verstehen. Die von uns entwickelten Methoden schreiben sich in jene der Oral History ein, bringen sie etwas durcheinander, bereichern und verschieben sie und entwerfen eine Möglichkeit, Geschichtsforschung mit dem Alltag zu verbinden. Ein Ergebnis werden Ausstellungen sein, die ihrerseits Forschungsstationen dafür sind, wie der Kontext sich auf die Betrachtung einer künstlerischen Arbeit auswirkt.

Endbericht:

Das Projekt „Conserved Memories“ hatte sich die Aufgabe gestellt, künstlerische Methoden zu entwickeln, die das Konzept der „kollektiven Erinnerung“ als Praxis einer permanenten –auch visuellen- Aushandlung des „Erinnerung machens“ analysieren.
Gearbeitet wurde dabei auf drei, aufeinander verweisenden gesellschaftlichen Ebenen -auf der der Praxis des individuellen Erinnerung-Machens, der Praxis der Inszenierung von Familiengedächtnissen und unterschiedlicher Verbände der Civil Society und auf der der Praxis nationaler Inszenierungen im Rahmen musealer Sammlungen. Es konnte gezeigt werden, dass diese Ebenen sich tatsächlich wechselseitig bedingen, und zwar hin bis zur jeweiligen Einschleusung normativ wirkender Sachverhalte. Die am Projekt beteiligten ForscherInnen hatten sich unterschiedliche „Fälle“ zum Thema gemacht, wobei als gemeinsame Klammer der erinnerungspolitische „Sonderfall“ Österreich als ehemaliger NS Täterstaat diente. Das Thema Erinnerung erschien in diesem Fall besonders ambivalent, stilisierte sich das offizielle Österreich doch selbst lange Zeit als „erstes Opfer“ und erwies sich damit als besonders produktiv in der Herstellung einer „kollektiven Nicht-Erinnerung“.
Wie und an welchen Stellen dieses Narrativ immer wieder herausgefordert und rekonfiguriert wurde war dabei eine der Fragen von „Conserved Memories“. Entlang der Richtlinien von PEEK lag der Schwerpunkt auf der Entwicklung eines Sets kunstbasierter Methoden. Dieses wurde in unterschiedlichen Kontexten (Ausstellungen, partizipativen Workshops) entworfen und zugleich getestet, wobei die Frage leitend war, ob es behilflich sein würde, ein anderes Sprechen, ein verantwortungsvolles Sprechen, eine andere Erinnerung und damit eine neue Weise von Gedächtnis-Konfigurationen zu erzeugen. Dieses methodische Set bezog sich auf die Generierung von Erinnerungserzählungen (Oral History) und die Möglichkeiten ihrer Darstellungen bzw. Vermittlungen. Diese methodischen Verfahren bewegten sich jeweils im Rahmen einer kuratorischen Recherche zu Möglichkeiten und Grenzen des Zeigbaren, die wesentlich zur Grundlagendebatte des Museumsformats Historische Sammlung gehört. Der Schwerpunkt der Recherche lag auf den problematischen Facetten von Sammlungen, beispielgebend war die menschliche Schädelsammlung im Naturhistorischen Museum Wien. Eine neue photographische Darstellung dieser Sammlung sollte wie ein Meta-Archiv die Diskussion zum Umgang mit human remains anstoßen. Die Verbindung der unterschiedlichen Ebenen des Projekts erwies sich trotz der gemeinsamen inhaltlichen Klammer als sehr herausfordernd. Es gab eine große Anzahl an Kontaktpersonen und Verantwortlichen, mit denen es galt, die Bedingungen für die jeweiligen Projekte auszuhandeln, festzulegen und umzusetzen, wobei nicht selten „im vollen Galopp“ umgeplant werden musste.
Dabei erzeugten gerade auch scheiternde Prozesse interessante Aufschlüsse und so kann von einer erfolgreichen Durchdringung der Fragestellung gesprochen werden. Dabei hinterlässt uns der Gesamtprozess keine geringe Menge an wertvollen Materialien zur weiteren Erschließung und Diskussion. In einem grundsätzlichen Sinne besteht das Ergebnis des Projektes darin, Leitlinien für die Durchführung von arts based research Projekten und workshops zum Thema Erinnerungskultur skizziert zu haben.
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